Der NaNo steht vor der Tür!

nanoBald ist es wieder so weit. Der National Novel Writing Month startet auch dieses Jahr und abermals gehen viele Autoren an den Start. Darunter auch ich. Aber was ist der National Novel Writing Month (kurz: NaNoWriMo oder NaNo)? Für jene unter euch, die noch nichts davon gehört haben, hier eine kleine Erklärung:

Einmal im Jahr, nämlich im November, tun sich Autoren der ganzen Welt zusammen und schreiben. Natürlich nicht wirklich zusammen, aber es geht darum, dass in diesem Monat überwiegend geschrieben wird. Das Grunziel ist es, vom 1. bis zum 30. November mindestens 50.000 Wörter geschrieben zu haben. Das entspricht in etwa dem Umfang eines Standardtaschenbuches. Es geht nicht um Qualität, sondern in erster Linie darum, sich zu beweisen, dass es möglich ist! Ich habe bereits mehrmals mitgemacht und kann euch sagen: Es IST möglich! Ein Buch (in der Rohfassung) in einem Monat zu schreiben, ist auch für Jungautoren und Anfänger möglich – mit der nötigen Disziplin und Vorbereitung. Es gibt sogar Autoren, die schreiben in dieser Zeit ZWEI Bücher. Ja, ich kenne solche Spezis. In diesem Artikel möchte ich euch zeigen, wie ich mich auf den NaNo in diesem Jahr vorbereite. Meine Projekte, Ziele und der Weg dorthin. Vielleicht kann ich den einen oder anderen meiner Leser ja dazu motivieren, es auch zu versuchen!

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Schritt EINS – Die Ziele

ZielWas will ich eigentlich in diesem NaNo schaffen? Bevor diese Frage nicht geklärt ist, darf der November nicht anfangen! Natürlich: wir wollen mindestens unsere 50.000 Wörter schaffen, aber das ist ja nicht alles, oder? Wir wollen auch, dass diese 50.000 Wörter zusammenpassen und am Ende eine Geschichte/ein Buch ergeben.

Beliebt sind reine NaNo-Projekte. Ein neues Buch anfangen, das ganz dem November gewidmet ist. Ich mache das auch gerne, aber dieses Jahr habe ich wirklich genug Baustellen. Ich fange also kein neues Projekt an, sondern setze mir als NaNo-Ziel die Beendigung und Fortsetzung einiger anderer. Außerdem erhoffe ich mir, dass dieser NaNo13 meiner künstlerischen Blockkade ein Ende setzt! Aber egal ob ihr ein neues Projekt für den NaNo anfangt oder es so angeht wie ich, die Planung ist in etwa dieselbe. Und alles beginnt mit den Zielen.

Ich nehme mir für den NaNo13 vor …
… zwei Episoden von „Zorali“ zu beenden.
… zusammen mit Melli eine Episode von „Code Vision“ zu beenden.
… ein älteres, fast beendetes Projekt endlich abzuschließen (Wolfsfluch).

Eine solche Liste solltet ihr euch ebenfalls anlegen. Selbst wenn darauf nur der Satz „Einen Roman mit 50.000 Wörtern schreiben!“ steht. Erst wenn ihr wisst, wo ihr am Ende des Novembers sein wollt, kann es an die Planung gehen.

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Schritt ZWEI – Die Planung

Planung ist alles! Wer denkt, dass unser schriftstellerisches „Hobby“ immer nur von Kreativität abhängt, der hat sich gewaltig geschnitten. Ebenso wichtig sind unsere Freunde Motivation und Disziplin! Gemeinsam mit ihnen werden wir den November durchplanen! Wenn man einen bestimmten Tagessatz erreichen will (und darauf läuft diese Planung hinaus), dann ist es wichtig, dass wir eine ungefähre Wortzahl als Ziel haben. Standardmäßig sind das die 50.000 Wörter, aber daran MUSS man sich nicht zwangsläufig halten. Wie schon gesagt: Es gibt viele, die sich für den NaNo weit mehr vornehmen – oder auch weniger.

Haben wir uns 50.000 Wörter als Ziel gesetzt, müssen wir natürlich ausrechnen, wieviele wir durchschnittlich pro Tag schreiben sollten, um am 30. unser Pensum erreicht zu haben.

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Das wären also 1.667 Wörter pro Tag, die geschrieben werden müssen. Da ich mir aber gerne einen Puffer setze, rate ich jedem, bis auf 2.000 Wörter aufzurunden. Bei mir kommen die 50.000 Wörter in etwa hin, wenn ich nur die beiden Episoden von Zorali in den NaNo-Topf schmeiße. Da ich viel um die Ohren habe und mich nicht ZU sehr übernehmen möchte, bleibe ich dieses Jahr auch bei den 50k, statt großzügig aufzurunden und das Doppelte zu verlangen 😉 Allerdings setze ich mir, wie gerade erwähnt, ein Tagesminimum von 2.000 Wörtern, weil ich schon jetzt weiß, dass es den einen oder anderen Tag geben wird, an dem ich gerade mal 1.000 schaffe. Wenn überhaupt!

Okay. Also 2.000 Wörter am Tag schreiben. Schön und gut, aber einfach so? Nein! Natürlich nicht! Für die alten Hasen und Berufsschriftsteller mag das kein Problem darstellen, aber für jene, die nebenbei auch noch etwas anderes tun (etwa einen Verlag leiten, Skripte korrigieren und eine Tochter großziehen, während anderen Autoren unter die Arme gegriffen wird und Werbestrategien neu erdacht werden), der muss sich schon einen genaueren Plan als „einfach schreiben“ zurechtlegen. Im Grunde rate ich das jedem, auch jenen unter euch, die vielleicht den ganzen Tag nichts anderes machen, als zu schreiben. Ihr werdet sehen, dass ihr damit sehr viel mehr aus euch herausholen könnt, als ihr bis jetzt vielleicht gedacht habt!

Eine gute Vorausplanung ist das A und O für schnelles und erfolgreiches arbeiten. Keine Sorge! Es macht trotzdem Spaß. Denn was ist schöner, als jeden Tag den Erfolg sehen zu können? Ich habe für mich festgestellt, dass es gut ist, nach einer „Liste“ zu arbeiten.

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Eine der wichtigsten Listen, die es für den NaNo geben kann, ist der PLOT. Ich persönlich habe mir angewöhnt ihn ähnlich der Schneeflockenmethode aufzubauen. Erst ganz grob, dann immer detailreicher, bis ich eine genaue Auflistung der zu verfassenden Szenen habe. Meist mit Handlung, anwesenden Charakteren, Handlungsort, Punkt auf der Timeline – was immer für euch wichtig ist. So behaltet ihr den Überblick und entdeckt die sogenannten Plotlöcher (Fehler und Lücken in eurem Plot) sehr viel schneller. Sie zu beheben wird durch eine solche Liste auch einfacher.

Außerdem könnt (und solltest!) ihr euch beim schreiben dann an dieser Liste entlanghangeln. Ihr habt 30 Tage Zeit und wollt am Ende nicht nur eure 50.000 Wörter haben, sondern die Rohfassung dieses Projekts auch abschließen? Ich bin mutig und sage: Kein Problem! Wenn ihr eine Liste habt und sie auch benutzt!

30 Tage für … sagen wir 30 Szenen? Das ist wohl das Einfachste, denn so müsst ihr jeden Tag nur eine Szene schreiben (und am besten darauf achten, dass jede Szene mindestens 1.667 bis 2.000 Wörter hat) und der Hase ist gelaufen! Habt ihr den Plot in mehr als 30 Szenen aufgeteilt, müsst ihr ein bisschen jounglieren. In diesem Fall würde ich mir die kürzeren Szenen immer mit der davor oder dahinterliegenden Szene zusammendenken. Oder „einfach“ in den ersten Tagen so viel wie möglich schreiben, sodass meine übrigen Szenen irgendwann auch den übrigen Tagen entsprechen. Meiner Erfahrung nach ist der Motivations-/Durchhaltepegel während des NaNos mit dieser Kurve zu vergleichen:

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Manchmal erreicht sie sogar noch tiefere Tiefpunkte oder kommt zum Ende hin gar nicht wieder hoch. Zumindest ist es bei mir meistens so. Ablenkungen oder die Abwesenheit von Motivation und Disziplin können einiges an den Plänen zerstören. Umso wichtiger ist es, genau zu planen und jeden Moment der Motivation zu nutzen, damit die Disziplin einen nicht in den Hintern treten muss (nett ausgedrückt).

Aber natürlich ist der Plot und die Auflistung der Szenen nicht alles, was geplant sein will. Nehmt euren Kalender zur Hand und schaut euch an, was für Termine ihr im November eventuell habt. Unverschiebbare Geburtstage? Wichtige Arztbesuche? Familieausflüge oder vielleicht die ersten Weihnachtsbummel? All das könnte euren Plan der 2.000 Wörter pro Tag über den haufen werfen, wenn ihr es nicht mit einkalkuliert. Fragt euch folgendes:

Wann kann ich am besten schreiben? (Zeitlich, emotional und konzentrationstechnisch gesehen)

Bei manchen ist es der Morgen, bei anderen die Nacht. wieder andere brauchen einfach nur eine bestimmte Umgebung, die richtige Musik oder ausreichend Ruhe. Bezieht die Familie mit ein! Der Haushalt, indem ihr lebt, sollte wissen, dass du am NaNo teilnimmst und es diesen Monat mit ganz OBEN auf deiner ToDo-Liste des Tages steht, zu schreiben! Denn nur so ist die Möglichkeit dazu auch wirklich gegeben. 2.000 Wörter sind für einen geübten Schreiberling schnell getippt. Manche brauchen nur 30 Minuten dafür, andere den ganzen Tag. Wichtig ist, dass man sich für dieses Vorhaben die idealen Bedingungen schafft. Sei es nun alleine im Arbeitszimmer, wenn das ganze Haus schon oder noch schläft, oder morgens im lärmenden Café, wenn man die Menschen um sich her beobachten kann. Die meisten sollten bereits wissen, wann, wie und wo sie am besten arbeiten können. Wenn nicht: Nutzt den Oktober, um es herauszufinden 😉

Bezieht den NaNo offiziell in euren Tagesplan ein. Ich betrachte ihn gerade im November gerne mit derselben Wichtigkeit, wie den Kaffee am Morgen. Wer mich kennt weiß, wie wichtig der für mich ist!

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Schritt DREI – Die Umsetzung

Schön und gut. Jetzt müssen wir das ganze nur noch in die Tat umsetzen. Unser Plan ist ein guter Anfang. Er verspricht gute Voraussetzungen für einen erfolreichen NaNo. Aber natürlich ist das noch nicht alles. wir müssen es auch noch schaffen, diesen Plan in die Tat umzusetzen. Dazu gehören das richtige Maß an motivation (wie schon einmal kurz angesprochen) und ausreichend Disziplin, wenn es mit der Motivation mal nicht so klappt, wie es eigentlich sollte. Da es sich in beiden Punkten um etwas umfangreichere Themen handelt, habe ich beschlossen, dass ich sie in seperaten Artikeln behandeln möchte.

Eventuell mit ein paar Gastbeiträgen? Wenn ihr etwas zu diesem Thema beizutragen habt, denn hinterlasst mir hier einfach einen Kommentar (gerne auch mit Links zu entsprechenden Artikeln oder Blogs) oder nutzt das folgende Kontaktformular. Ich bin schon sehr gespannt, was ihr zu diesem Thema beizutragen habt!

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Wie es sein soll – und wie es wirklich ist.

Wie es sein soll …
Ein Plot sollte sich bei mir in der Regel immer „aufbauen“. Natürlich gibt es Ausnahmen, aber die bestätigen ja bekanntlich die Regel. Ich habe meinen Sprössling, aus dem eine etwas ausgereiftere Idee wird. Diese Idee pflücke ich auseinander, bis die Beschreibung nicht genauer sein kann. Ich setze mir sozusagen kleine Ankerpunkte, die ich von der Start- bis zur Ziellinie absolvieren muss, um auf logische und erklärliche Weise dorthin zu kommen, wo ich hin will. Dann müssen auch noch die Zwischenräume gefüllt werden. Was passiert auf dem Weg von einer Flagge zur nächsten? Der ideale Platz für Nebenstränge oder neue Charaktere!

Mein wohl hübschester Plot, mit dem ich je gearbeitet habe, sah so aus:

PlotVorschau

Hier könnt ihr schon sehr gut erkennen, dass ich mit vielen Perspektivensprüngen gearbeitet habe. In so einmal Fall ist für mich ein Plot unerlässlich. Ich darf den Überblick nicht verlieren, sonst weiß ich auf einmal nicht mehr, wo sich welcher Charakter befindet. Die Storyline ist also aufgeteilt auf Kapitel und Szenen. Die einzelnen Szenen tragen die Charaktere, die sie behandeln, als Überschrift. Außerdem das kleinen [ ] Kästchen, zum Ankreuzen. Ich drucke mir meine Plots gerne aus. Es fühlt sich gut an, eine Szene abhaken zu können 😉
Der graue Einschub, den ihr in der dritten Szene erkennen könnt, ist eine Teilszene, die ich ganz am Ende neu hinzugefügt habe. Denn während des Lektorats, wurde mir klar, dass noch etwas Größeres hinzukommen musste. Aber das ist ein anderes Thema … mehr oder weniger.

Wenn eine Geschichte/ein Buch überwiegend aus einer einzigen Perspektive geschildert wird, dann mache ich mir diesen Aufwand in der Regel nicht. Als Beispiel mein aktuelles „dead soft Projekt“ (es trägt den Arbeitstitel Kalte Ketten). Hier habe ich den Plot einfach Szene für Szene in einem Worddokument aufgelistet. Ich habe ihn mir nicht mal ausgedruckt, sondern jedes Mal, wenn ich eine Szene fertig hatte, den entsprechenden Absatz grau hinterlegt. Um die Kapitel habe ich mich sogar erst ganz zum Schluss gekümmert.

Im Idealfall sieht es also so aus:
Plot schreiben und ausdrucken, mit der ersten Szene starten und eine nach der anderen abhaken. Zum Schluss das Wort ENDE unter das Skript setzen und feiern. So sollte es sein – ist es aber eigentlich nie.

… und wie es wirklich ist
Jeder Plot, mag er noch so ausgeklügelt und detailliert sein, hat bei mir in der Regel einen Harken. Und es ist immer derselbe: die Charaktere!
Es kommt so ziemlich jedes Mal vor, dass mindestens einer meiner Charaktere ein Eigenleben entwickelt und beschließt, nicht dem Weg zu folgen, den ich für ihn gewählt habe. Da ist auf einmal jemand viel bösartiger, als er sein sollte, oder jemand verliebt sich in die falsche Person. Solche Ausrutscher können den ganzen Plan über den Haufen werfen. Ich gehöre zu den Autoren, die der Meinung sind, dass jede Handlung eines Protagonisten (egal ob geplant oder nicht) einen Grund hat. Folglich tue ich mich immer sehr schwer daran, ganze Szenen zu löschen, „nur weil sie nicht den Anforderungen entsprechen“. Sicher kennt ihr das. Szenen löschen ist Sch****! Umschreiben: O.K. Aber ganz rausnehmen? Das mache ich nur in den seltensten Fällen.
Was also tun, wenn der 10-Seiten lange Plot auf einmal für den Müll ist?

Ich sage euch, was ich nicht tue: Ihn tatsächlich in die Tonne treten. Wenn der Plan aufgrund eines solchen Hindernisses plötzlich nicht mehr so funktioniert, wie gedacht, dann sehe ich darin eine Herausforderung. In den meisten Fällen lässt sich das Problem mit ein paar kleinen Änderungen lösen. Wenn nicht …
Ja, wenn nicht, dann renne ich erst mal mit dem Kopf gegen die Wand, verfluche mein schriftstellerisches Nicht-Talent, rege mich über meine Charaktere auf und setze mich dann mit meinem sturen Dickkopf wieder davor. Jetzt muss ein weiterer „Nebenplot“ eingeschoben werden, der mich und meine (in diesen Augenblick weniger geliebten) Charaktere wieder auf den rechten Weg bringt.

Herausforderung angenommen
Ich befinde mich also an einem Punkt in meinem Projekt, an dem einer oder mehrere Charaktere nicht mehr so wollen, wie sie sollen. Dann sage ich mir: „Wisst ihr was? Ihr seid ich und ich kriege euch in den Griff!“
Mein roter Faden hat einen Knoten, den es zu lösen gilt. Ist doch kein Problem. Dann wird das Werk eben etwas länger als gedacht, weil ich noch eine Lösung einbauen muss. Und wenn das nicht läuft, dann muss der widerspenstige Charakter eben ersetzt werden. (Ja, ich kann sehr grausam sein. Vergesst das nicht, wenn ihr in Zukunft meine Bücher kauft 😉 ).

Oft dauert es Tage oder sogar Wochen, bis ich mich endlich gerappelt habe. Und wenn ich komplett auf dem Schlauch stehe, dann habe ich seit Kurzem meine liebe Melli. Sie ist Gold wert und Basis meines heutigen Tipps für dieses Problem.
Sucht euch um Himmels Willen jemanden, der mit eurem Projekt vertraut ist (oder den ihr damit vertraut machen könnt), um jemanden zu haben, der euch aus der Patsche hilft, wenn ihr mal wieder den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr seht!
Es gab schon Momente, in denen hat sie mich mit einer Einfachheit auf die Lösung hingewiesen, die mir die Schamesröte ins Gesicht getrieben hat. Wieso bin ich da nicht selber drauf gekommen? Es ist so naheliegend!
Jeder braucht seine Muse. Früher dachte ich, ich kann auch ohne, aber Testleser, Betas, Lektoren, Freunde oder Bekannte und wer euch noch so einfällt, können eine echte Hilfe sein. Vergesst das Argument „Ich will es ihnen nicht versauen.“ Da müssen sie durch, wenn sie ein Meisterwerk lesen sollen (oder wollen).

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Erzählt mir von euren größten Plot-Problemen. Sind es bei euch auch die Charaktere, die Ärger machen, oder steht ihr euch eher selbst im Weg? Was macht eure Pläne am schnellsten zu Nichte?

Das Konzept

Einen wunderschönen guten Morgen, meine Lieben. Bevor es mit dem Konzept weitergeht, möchte ich euch nur kurz versichern, dass ich euren Wunsch nicht vergessen habe. Ich werde euch bald einen Teil aus einem „Interview mit …“ zeigen. Allerdings konnte ich noch nichts spannendes finden, weshalb ich beschlossen habe, demnächst einfach mal ein neues zu machen. Daran werde ich euch dann teilhaben lassen. Momentan fehlt mir leider die Zeit dafür, also habt noch etwas Geduld 🙂

~*~

Nicht jeder Autor schwört auf ein ausgereiftes Konzept. Es gibt viele, die ohne Plot schreiben und trotzdem Erfolg ab. Hut ab! Ich kann das nicht. Früher habe ich so gearbeitet. Ich hatte eine Grundidee (manchmal nicht einmal das) und habe losgeschrieben. Ohne Charakterentwicklung, ohne großen Plan. Das Ergebnis war, dass ich entweder die Lust verlor, weil ich nicht mehr wusste, wo ich überhaupt hin wollte, oder mich so sehr verstrick habe, dass das ganze Skript nur so vor Logikmängeln und Sackgassen triefte. Typische Fälle von „gewollt und nicht gekonnt“.
So etwas ist demotivierend, frustrierend und letzten Endes sinnlos.

Obwohl „sinnlos“ natürlich das falsche Wort dafür ist. Immerhin habe ich daraus gelernt und vielleicht lag gerade darin der Sinn. Wie dem auch sei …

Heute weiß ich es besser und schreibe einen Plot. Ich erarbeite mir ein Konzept, obwohl ich genau weiß, dass ich öfter als einmal davon abweichen werde. Meine Charaktere entwickeln häufig ein Eigenlegen, aber dazu später mehr. An diesem Punkt meines Leitfadens habe ich schließlich noch gar nicht mit dem Schreiben begonnen.

An erster Stelle steht meistens ein Brainstorming. Das fällt weg, wenn die Idee am Anfang schon kein kleiner Sprössling mehr war, sondern ein ausgereifter Handlungsstrang. Inzwischen mache ich dieses Brainstorming überwiegend im Kopf.

Schritt 1 – Der „Rote Faden“
Unter dem „Roten Faden“ versteht man dein Hauptstrang der Geschichte. Die Handlung, die sich von Anfang bis Ende durchzieht. Auf ihm basiert die ganze Geschichte. Er hat Höhen und Tiefen, den einen oder anderen Knotenpunkt, an dem entscheidende Schlüsselszenen zu finden sind und, und, und …
Dieser Faden ist das erste, was ich festlege. Wo geht es los? Wo will ich hin? Wie komme ich dahin?!
Auf dem Weg von der Startlinie bis zum großen Ziel, baue ich so viele Hürden wie nötig ein, um es spannend zu halten. Die Geschichte eines Mannes, der zum Becker geht, ist nicht interessant. Die Geschichte eines Mannes, der zum Becker geht und dabei von einem Hund gejagt wird, schon eher. Und um es noch spannender zu machen, jagt der Hund ihn vielleicht in die entgegengesetzte Richtung. Auf einen Schrottplatz, wo noch weitere Hunde auf ihn warten.
Doch warum jagen die Hunde ihn? Vielleicht hat er Speck in der Tasche oder sein Sohn hat seine Hose in Hackfleisch eingeweicht.
Ich überlege, was dem Mann noch alles zustoßen kann, bis er endlich den Becker erreicht hat. Das Letzte, was ich will, ist, dass meinen Lesern langweilig wird.

Schritt 2 – Nebenstränge
Dem Hauptstrang ein paar Schlaufen zu verpassen ist ja schön und gut, aber es geht noch aufregender und „erfüllender“: Keine Geschichten ohne Nebenstrang. Unser roter Faden kann sich ruhig teilen und verschiedenen Personen folgen, um sich dann wieder zusammenzufügen. Oder es lösen sich kleine Stränge und verfolgen ganz eigene kleine Geschichten. Sie sollten allerdings spätestens auf den zweiten Blick etwas mit der Grundidee zu tun haben, oder irgendeinen anderen Sinn erfüllen.
Zum Beispiel könnte unser von Hunden gejagter Mann einer Frau begegnen, die ebenfalls gejagt worden ist. Gemeinsam verstecken sie sich vor den Vierbeinern. Entweder ist das Teil der Hauptgeschichte, oder eine süße kleine Nebenromanze, die kaum noch von Bedeutung ist, wenn unser Protagonist endlich sein Ziel erreicht hat.

Nicht das Ziel aus den Augen verlieren!
Trotz verschiedener Handlungsstränge, darf man sein eigentliches Ziel nie aus den Augen verlieren. Unser Mann ging los, um Brötchen beim Becker zu besorgen. Unser Ziel ist es, ihn dort hinzubringen. Selbst wenn sich jetzt eine Romanze zwischen ihm und der Frau entwickelt, darf es nicht darauf hinauslaufen, dass die beiden sich für immer finden, heiraten, Kinder kriegen, ein Haus kaufen und sich einen Hund zulegen. Zumindest nicht, bevor er nicht endlich seine Brötchen gekauft hat!

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An dieser Stelle seid ihr wieder gefragt: Auf welche Punkte soll ich in den nächsten Artikeln näher eingehen? Was liegt euch besonders am Herzen? Was interessiert euch besonders? Das Brainstorming? Wie so ein Plot bei mir aussieht und was alles schief gehen kann? Ich bin gespannt auf eure Wünsche 🙂

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„Im Interview mit …“ – Wie ich meinen Charakteren näher kommen kann!

Vor einigen Jahren hatte ich mal das Problem, dass ich mit einer Hand voll Charaktere nicht richtig warm geworden bin. Sie tauchten alle auf einmal auf, hatten nur recht spärliche Steckbriefe und ich hatte nicht die Chance, sie wirklich kennenzulernen. Ich wünschte mir, mich einfach mal mit ihnen unterhalten zu können, als säßen sie direkt neben mir. Daraufhin habe ich mir eine neue Technik angeeignet. Das „Im Interview mit …“-Projekt, erwies als unglaublich praktisch.

Wer sich schon mal ans freie Schreiben gewagt hat, wird sich schnell mit dieser Technik anfreunden können. Es geht hierbei im Grunde um nichts anderes. Ihr widmet euch einem Interview mit euren Charakteren, indem ihr den Stift einfach fliegen lasst, ohne lange darüber nach zudenken (oder eben in die Tasten haut).
Wie jedes Interview, braucht auch dieses eine gewisse Aufwärmphase. Es ist ratsam mit Kleinigkeiten anzufangen, über die ihr euch durchaus im Klaren seid. Oder mit Floskeln: „Wie geht es dir?“. Wichtig ist nur, dass ihr nicht anfangt über das, was ihr schreibt, nachzudenken. Einfach schreiben und es werden sich euch ungeahnte Abgründe öffnen – wenn ihr bereit für so viel Verrücktheit seid. Denn verrückt werdet ihr euch dabei sicher vorkommen – so ging es mir zumindest nach dem vierten Interview mit „mir selbst“.
Sobald der Text ins Stocken gerät und ihr anfangt nachzudenken, „verabschiedet“ ihr euch von eurem Charaktere und beendet das „Gespräch“. Manchmal kommt es auch vor, dass die Charaktere das übernehmen. Es passieren die lustigsten Sachen bei einem solchen Interview.
Einer meiner Charaktere hat mir dabei mal klar gemacht, dass er mit seinem Namen gänzlich unzufrieden war. Er bekam einen neuen und dann lief es. Ein anderer entpuppte sich als komplett anderes Wesen (was seine Charaktereigenschaften angeht). Das erwies sich dann als etwas komplizierter, weil ich einfach auf einen Bösewicht angewiesen war. Dumm gelaufen. Er hat mich davon überzeugt, dass er gar nicht so grausam ist.

Diese Kleinigkeiten und vieles mehr können bei einem Interview wie diesem rauskommen. Und wenn nicht, dann war es zumindest eine weitere Erfahrung, eine spannende Unterhaltung oder zumindest eine kleine Fingerübung für zwischendurch 😉
Mir hat diese Vorgehensweise eine Zeit lang wirklich sehr geholfen, deshalb wollte ich sie mit euch teilen. Habt Spaß mit euren Charakteren, lernt sie besser kennen und werdet vor allem leichter mit ihnen warm! Einen schönen Ostermontag wünschen

Toni & Cassio

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Cassio: Sie werden dich alle für verrückt halten.
Toni: Ich bin verrückt.
Cassio: Stimmt.

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Die Charaktere

charabogenDie Charakterentwicklung ist für mich der wohl spannendste Teil eines Schreibprojektes, weshalb ich gerne viel Zeit darauf verwende. Ich entwerfe Charakterbögen, tue mich so schwer bei der Namensfindung, als ginge es um meine eigenen Kinder und baue ihre Geschichten bis ins kleinste Detail aus. Da ich leidenschaftlich gerne über Vampire schreibe, können diese Vorgeschichten mitunter Jahrhunderte umfassen – anstrengend, aber spaßig. Kommen wir also zu der

Charakterentwicklung

Als erstes muss ein Name her. Ohne Namen geht gar nichts. Natürlich müssen vor der Namensvergabe schon ein paar grundlegende Details klar sein:

  • Menschlich oder übernatürlich?
  • Männlich oder weiblich?
  • Erwachsen oder Kind?
  • Gut oder böse?

Es ist wichtig, dass der Name zum Charakter passt. Immerhin nennt man seinen Rottweiler auch nur in den seltensten Fällen „Fiffy“. So würde ich einen 500 Jahre alten Vampir zum Beispiel auch niemals Sarah oder Jan nennen. Das klingt für mich einfach nicht alt und würdevoll.

An dieser Stelle möchte ich ein sehr aktuelles Beispiel anbringen. Meine Lektorin wurde auch nach hundert Seiten des fleißigen Korrigierens einfach nicht mit meinem Protagonisten warm. Sein Name war (ja – Vergangenheit) Leo. Ganz offen sagte sie mir irgendwann, dass sie bei diesem Namen „einen kleinen Jungen um Sandkasten“ vor sich sieht; keinen erwachsenen Mann, der zum Vampir wird und sich in einen Krieg stürzt. Dumm gelaufen, Frau Kuklik. Ein neuer Name musste her, denn dass gerade meine Lektorin den lieben Leo nicht in ihr Herz schließen konnte, ging gar nicht.
(Für alle, die es interessiert: Jetzt ist sein Name Cassio und ich bin voll und ganz zufrieden damit.)

Solche Umstände dürfen natürlich nicht auftreten, weshalb es vielleicht auch ratsam ist, vor der endgültigen Namensvergabe die eine oder andere Meinung von außen einzuholen. Ich für meinen Teil werde es in Zukunft tun – zumindest, solange es sich um einen Protagonisten handelt. Charaktere erst nach verfassen des Buches umzubenennen, kann mitunter ziemlich schmerzhaft werden.

Nach dem Namen kommt das grobe Bild. Wie sieht der Charakter aus? Was für Kleidung trägt er am liebsten? Ist er groß oder klein, dick oder dünn, kräftig oder schlackig?
Wie ist der Charakter? Frech oder zurückhaltend? Laut oder leise? Ist er ungestüm und wild oder eher bedacht und forschend? Vielleicht ist er ja auch ungestüm und forschend?
Ihr wisst, worauf ich hinaus will. Ich lege fest, wer mein Charakter ist und welchen Eindruck er bei den Lesern hinterlassen soll. Wenn das geschehen ist, dann frage ich mich, wie er zu dieser Person geworden ist. Also gehe ich in die Vergangenheit.
Obwohl Leo … entschuldig – Cassio! … zu Beginn der Geschichte 25 Jahre alt ist, muss ich wissen, wie er früher war. Das fängt ganz am Anfang an: bei seiner Geburt. Wann und wo wurde er geboren? Wie ist er aufgewachsen? Wer waren oder sind seine Freunde? Was ist mit Familie? Welche Schulen hat er besucht? Ausbildung? Jobs? Besonders wichtig: einschneidende Lebenserfahrungen.
Eine üble Trennung von einer Frau? Der Verlust eines Freundes oder Familienmitgliedes? Ein Unfall, der ihn geprägt oder entstellt hat? Oder hat er eine unheimlich heile Vergangenheit, für die ihn alle anderen beneiden, die er selbst aber hasst wie die Pest?

Jedes kleine Detail will aufgeschrieben werden. Auch wenn es meine Leser nicht Interessiert, ob die Charaktere sich die Beine rasieren oder nicht (Erotikromane ausgenommen 😉 ), muss ich es trotzdem wissen, denn nur so kann ich mich meinen Charakteren wirklich nahe fühlen. Und das ist unumstößlich, denn aus toten Charakteren entstehen nur tote Geschichten. Meine Geschichten basieren auf den Personen, von denen sie handeln!
Das gilt nicht nur für die Protagonisten. Auch die Nebendarsteller brauchen eine Geschichte. Sie müssen natürlich nicht so ausgearbeitet werden, wie die der Hauptcharaktere, aber sie sollte trotzdem vorhanden sein. Ich brauche das und lege es jedem nahe, bei dem es manchmal noch hapert.

Probiert es. Vielleicht hilft’s 🙂

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Wie geht ihr die Charakterentwicklung an?

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Hilfe! Ich brauche eine Idee! (Die Idee Part 2)

Manchmal fehlt sie einfach, die zündende Idee für das nächste Projekt. Entweder man hat gerade keine auf Lager, oder die, die man zur Verfügung hat, sind einfach nichts für die momentane Stimmung (was bei mir inzwischen eher der Fall ist). In beiden Fällen muss etwas Neues her, denn ich für meinen Teil hasse das Gefühl, kein aktuelles Projekt zu haben. Ich brauche einfach immer etwas, an dem ich arbeiten kann – was wohl der Grund ist, weshalb ich mich gerne etwas überlade, aber das ist ein anderes Thema.
Wenn eine Idee her muss, dann gibt es verschiedene Möglichkeiten, die mir helfen.

1. Alte Notizen durchgehen
Die ganz alten Notizbücher rauskramen, blättern, stöbern, lesen. Vielleicht findet sich etwas, das schon lange in Vergessenheit geraten ist. Oder der Blick schweift über eine Passage, die zu etwas Neuem inspiriert.

2. Wörterchallenges
Mein absoluter Favorit! Ich picke mir Wörter zusammen, aus denen ich etwas entwickle. Das beste Beispiel dafür ist eines meiner aktuellen Projekte. „Kalte Ketten“ (Arbeitstitel) entstand auf diese Weise. Ich hatte keine Lust auf die Liste an Ideen und vorbereiteten Plots, die mir bereits zur Verfügung standen, brauchte Abstand zu meinen Schattenkriegern und beschloss, ein neues Buch für den dead soft verlag zu schreiben. Aus einer Laune heraus bat ich eine Freundin, mir ein paar Wörter zu geben. Ich bastelte mir daraus den Anfang der Geschichte und zu guter Letzt kam ein Werk mit fast 500.000 Zeichen heraus. Die Wörter hatte ich schon ganz am Anfang verpulvert, doch das war egal. Sie gaben mir den nötigen Anstoß.

3. Auslosen/Karten legen
Eine ähnliche Variante wäre die folgende: Einige Begriffe auf kleine Karten oder Zettel schreiben, sie verdecken und mischen und dann blind ein paar Karten ziehen. So hat man seine eigenen Wörter. Natürlich müssen diese Wörter auch irgendwo herkommen. Es empfiehlt sich also immer mal ein paar Wörter zu schreiben und in den „Topf zu werfen“, damit man in einer Notlage auch welche hat. Zugegeben, dieser Gedanke kam mir eben erst, aber ich denke, ich werde ihn bei Zeiten einmal ausprobieren.

4. Aus dem eigenen Leben klauen
Denke über den Tag nach. Oder die Woche. Den letzten Monat. Was ist in dieser Zeit besonderes passiert? Hast du jemanden kennengelernt? Ein besonders schönes Restaurant gefunden oder warst das erste Mal an einem Ort, den du schon immer mal sehen wolltest? Egal was es ist, nutze es, um eine Geschichte darauf aufzubauen. Spinne etwas drum herum oder setze es ganz an den Anfang. Nutze dein Erlebtes und baue es ein. Du musst ja niemandem sagen, dass du gerade diese Szene selber erlebt hast 😉

5. „Fingerübungen“
Das Spiel mit den Wörtern fällt im Grunde genommen darunter. In der Schreibwerkstatt gibt es einen Ort, an dem regelmäßig kleine Fingerübungen gepostet werden. Aufgaben, zu denen man eine Geschichte, ein Gedicht oder sogar ein Lied verfassen soll. Auch diese kleinen Übungen können einen wunderbaren Anstoß geben. Egal ob für eine Kurzgeschichte, ein Buch oder sogar eine Trilogie.

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Habt ihr noch andere Wege, um an neue Ideen zu kommen? Lasst sie mich wissen, indem ihr einen Kommentar hinterlasst. Ich würde diese Liste liebend gerne noch erweitern!

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Die Idee (Part 1)

Ohne Idee, keine Geschichte

Ich denke, wir sind uns einig darüber, dass es ohne eine entsprechende Idee, keine Geschichte geben kann – zumindest keine gute. In vielen Fällen ist schon eine Idee vorhanden, mag sie noch so klein und unscheinbar sein.

Bei mir beginnt fast jede Idee mit einem Charakter. Ich habe ihn vor Augen. Seine Geschichte spinnt sich in meinem Kopf schneller zusammen, als ich schreiben kann. Manchmal ist es auch der „Rote Fanden“, der mir als erstes in den Sinn kommt. Ein Bild. Ein Satz. Ein kurzer Dialog, zu dem ich noch nicht einmal die Personen kenne, die ihn führen.

Egal wie klein die Idee auch sein mag, sie muss festgehalten werden. Entweder direkt in eine Datei auf dem Computer oder in meinem kleinen schwarzen Notizbuch. Zwischen den vollgeschriebenen Seiten dort, findet sich immer mal eine einzelne Seite, auf der lediglich ein winziger Fetzen festgehalten ist, der es nie zu mehr gebracht hat. Vielleicht bekommt er noch ein Zuhause, vielleicht auch nicht. Aber so geht er zumindest nicht verloren, denn meine Notizen hüte ich, wie meinen Augapfel.

So fängt es an: Mit einem kleinen Schnipsel. Einem einzigen Gedanken, der nun ausgebaut, gehegt und gepflegt werden will.

Ideen ausbauen
Meistens bauen sich die kleinen Ideen, die Sprösslinge, von ganz alleine aus. Ich schreibe den Gedanken auf, und noch bevor der Stift das Papier wieder verlassen hat, weiß ich, was als nächstes aufgeschrieben werden muss. Seite um Seite füllt sich, bis ein großes Wirrwarr zusammengekommen ist, das nun feinsäuberlich sortiert und zurechtgestutzt werden muss.

So einfach ist das? Nicht unbedingt. Erstens ist dieses Wirrwarr oft nicht sonderlich überschaubar, und zweitens läuft es nicht immer so mühelos. Es kommt auch vor, dass dieser eine Grundgedanke verloren auf der Seite stehen bleibt. Die Gedanken sind nicht einfach weitergeflossen, sondern stecken geblieben. Und was jetzt?

Option Nummer 1: Ich klappe das Notizbuch zu. Momentan habe ich eh keine Zeit, mich damit auseinander zu setzen. Ich wollte ja nur diesen Sprössling festhalten, bevor er irgendwo in den komplizierten Windungen meines Verstandes verschwindet und in Vergessenheit gerät.

Option Nummer 2: Ich starre den Sprössling unverwandt an! Die Idee gefällt mir, und ich weiß, sie wird mich nicht so schnell wieder loslassen, wenn ich ihr jetzt keine Beachtung schenke. Also muss weitergestrickt werden, bis ein Gefühl der Zufriedenheit durch meinen Körper strömt und mir ein Lächeln aufs Gesicht zaubert.

Option Nummer 1 gibt nicht viel Material für diesen Abschnitt her, also entscheiden wir uns für die 2: Weiterstricken!

Mir persönlich macht dieser Teil immer sehr viel Spaß. Ich schreibe und schreibe und nehme dabei so sehr an Geschwindigkeit zu, dass ich genau weiß, ich werde später Schwierigkeiten haben, dieses „Gekrakel“ noch zu entziffern. Aber das ist vollkommen egal. Mein Kopf ist überfüllt und wird nur immer voller. Alles muss raus, weil ich mich sonst auf nichts anderes mehr konzentrieren kann. Immerhin will ich nicht riskieren, das Baby ins Katzenklo zu setzen und der Katze die Flasche zu geben. Also muss alles raus.

Das Ergebnis kann ganz unterschiedlich aussehen. Meistens ist es ein fortlaufender Text, der sich in vielen Punkten selbst widerspricht. Manchmal sieht es aber auch aus, wie eine (sehr unübersichtliche) Mindmap. Diese Seiten in meinen Notizbüchern gefallen mir immer am meisten. Verschiedene Handlungsstränge, verschiedene Möglichkeiten. Aus der Grundidee, die in eine große Blase ganz oben auf der Seite steht, wachsen weitere Blasen. Jede Blase ist ein Punkt der Geschichte, von wo aus es in verschiedene Richtungen weiter geht, sodass ein Labyrinth an Möglichkeiten entsteht.

Bsp.:

BLOG_NOTES

Und nur eine dieser Möglichkeiten kann sich durchsetzen. Um Himmels willen! Aber dazu später mehr. Die Idee ist erfasst und mit dem Rest beschäftigen wir uns, wenn es richtig an die Arbeit geht!

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Noch Fragen zu diesem Thema? Bestimmte Bereiche, auf die ich näher eingehen soll oder ähnliches? Dann hinterlasst einfach einen Kommentar mit euren Wünschen, oder wendet euch per Mail an mich 🙂

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Wie machst du das? Ein Vorwort für die Zukunft

Eigentlich fand ich Ratgeber zum Thema schreiben immer sehr inspirierend. Nicht die Sorte, bei der einem erklärt wird, wie man es gefälligst machen soll. Eher jene, in denen man einen Einblick in das Schaffen des Autors bekommt. Ich möchte euch in den nächsten Wochen daran Teil haben lassen, wie meine Geschichten entstehen – oder wie ich es gerne hätte. Ihr werdet feststellen, dass jeder Vorsatz seine Tücken hat und nicht immer ist mit bloßer Disziplin alles erledigt. Natürlich ist die Selbstdisziplin ein wichtiger Bestandteil jedes Schreibprojektes, aber tatsächlich gehört noch viel mehr dazu.

Jeder Schriftsteller, egal ob bereits veröffentlicht oder nicht, muss seinen eigenen Weg finden. Und selbst wenn man ihn gefunden hat, wird einem schnell klar werden, dass der Weg sich immer wieder ändert.

Bei mir persönlich ist es so, dass meine Herangehensweise sich jedes Mal von der des vorangegangenen Projektes unterscheidet. Mit der Zeit manifestieren sich gewisse Kleinigkeiten, die gleich bleiben, aber im Großen und Ganzen wird es wohl nie genauso ablaufen, wie beim letzten Mal – und schon gar nicht so, wie man es sich vorgestellt hat.

Dennoch will ich versuchen einen kleinen Leitfaden zu erstellen. Einen Leitfaden durch meine Art, an ein Projekt heranzutreten. Vielleicht ist es unterhaltsam, vielleicht hilfreich. Vielleicht ist es aber auch ein kompletter Reinfall und vollkommen uninteressant. In diesem Fall mache ich es eben nur für mich 😉

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